Der Klostergarten Nydala
Die Texte der Homepage wurden von Ulrike Steffen, einer Kunstgeschichtsstudentin aus Deutschland, in die deutsche Sprache übersetzt. Sie absolvierte im Jahr 2004 ein dreimonatiges Praktikum im Jönköpings Läns Museum.
Text: Hanne Romanus. Uebersetzung Ulrike Steffen. Revidiert in 2014.
Der Klostergarten Nydala
Was wissen wir im Allgemeinen eigentlich bis heute von mittelalterlichen Gartenanlagen?
Nicht sehr viel. Über den mittelalterlichen Gartenbau in Schweden wissen wir nur relativ wenig. Das ist damit zu erklären, dass es in Schweden, in den nordischen und auch in anderen europäischen Ländern nur wenige schriftliche Quellen gibt, die darüber berichten, wie und was man in unserem Land vor dem 16. Jahrhundert angebaut hat. Ein weiterer Grund ist auch, dass es bisher keine archäologischen Ausgrabungen in Schweden gegeben hat, die versuchen diesen Fragen auf den Grund zu gehen.
Das Kloster Nydala wurde 1143 von französischen Zisterziensermönchen gegründet und ist zusammen mit Alvastra eines unserer ersten Zisterzienserklöster. Klöster sollten sich gemäss den Ordensregeln selbst versorgen. Hier baute man unter anderem Gemüse, Obst, Gewürze und Heilkräuter an. Wir besitzen jedoch keine schriftlichen Quellen, die uns vom Klostergarten in Nydala in der Zeit der Mönche berichten oder darüber, was geschah als das Kloster im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert zerstört wurde.
Nydala ist heute eine kleine Gemeinde, ca 20 km nordöstlich von Värnamo gelegen und dort, mitten im småländischen Wald, liegt die alte Klosterruine mehrere hundert Jahre lang relativ vergessen. Ob sie uns wohl heute mehr über ihre mittelalterliche Gartengeschichte erzählen kann?
Seien Sie herzlich willkommen und nehmen Sie Teil am Klostergarten Nydala. Unser Ziel mit dieser Anlage ist es, eine Vorstellung von einer mittelalterlichen Gartenkultur in einem seit langem verschwundenen Kloster zu geben.
Wenn Sie Fragen zu der Anlage haben oder aktuelle Informationen über Nydala erhalten möchten, wenden Sie sich bitte an den Verein Nydala klosterträdgård.
Die Idee zu dem mittelalterlichen Klostergarten entstand 2002. Im darauffolgenden Jahr wurde eine Vorstudie durchgeführt, die die Voraussetzungen und Richtlinien angemessen aufzeigte. Das Projekt „Klostergarten Nydala“ startete im Winter 2004 und war ein Kulturprojekt, das u.a. gartenarchäologische Untersuchungen innerhalb der Nydala Klosterruine umfasst hat. Gleichzeitig gab es eine Vielzahl von Aktivitäten, wie Vorträge, Seminare, Ausstellungen und Studienkreise rund um das Thema mittelalterlichen Klosterlebens und Gartenbau.
Ziel war es, Wissen über unser kulturgeschichtliches Erbe zu erhalten und zu vermitteln, Interesse zu wecken und einen Raum für Diskussionen zu schaffen, wie dies zukünftig verwaltet werden könnte. Das Projekt war ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Värnamo, der Verwaltung der Provinz Jönköping, dem Jönköping Läns Museum und den lokalen Organisationen Bürgerinitiative Nydala, Heimatverein Nydala und der Gemeinde Nydala.
In 2007 war das Projekt beendet und der Anbau des Klostergartens konnte beginnen.
Gleichzeitig wurde der Verein Nydala Klosterträdgård gegründet.
Der Klostergarten gestern
Westlich von der Nydala Klosterkirche und im direkten Anschluss an die sog. Bauernkirche und den Resten der Klostermauer liegt, was heute Klostergarten genannt wird. Schon 1943 bestimmte man das Gelände westlich der Kirche als den ”sog. Klostergarten” und beschrieb ihn als eine offene Wiese zwischen dem Weg zum Nydala Hof und dem erhöhten Gelände der Kirche. 1992 wurden kleine Pflanzungen im Klostergarten vorgenommen, bei welchen Obstbäume, sowie Heil- und Zierpflanzen angepflanzt. Am 21. Mai 2004 führte der Botaniker Lennart Persson eine Gewächsinventierung für das Klostergelände durch. Das inventierte Gebiet – der heutige Klostergarten, das Gelände um die Klosterruienen, sowie der Boden um die Ruinen gleich östlich der Kirche – wurde in vier Teilgebiete aufgeteilt.
Archäologie
Die Ziele der archäologischen Arbeit waren
· archäologisches und naturwissenschaftliches Material, das die Grundlage für das Anlegen und die Rekonstruktion eines mittelalterlichen Klostergartens bietet, zu erhalten
· eine neue Gartenanlage innerhalb des überlieferten Gebietes zu ermöglichen
· im Anschluss an die archäologischen Untersuchungen in Nydala das Wissen und das Interesse für die archäologische Arbeit weiterzugeben
Der archäologische Auftrag bestand aus drei Teilen. Die erste Etappe der Probegrabung wurde 2004 durchgeführt, um zu klären ob es noch intakte Erd-Kulturschichten aus der Klosterzeit gab. Aber man hat keine gefunden. Vermutlich ist mehrere Jahrhunderte Jahre nach der Klosterperiode das Gelände bebaut worden, was letztendlich die Erdschichten zerstört hat.
Diese 1. Untersuchung wurde durch eine Georadaruntersuchung ergänzt, die das Ziel hatte, eventuelle Konstruktionen ( wie Mauern etc.) unter der Erde nachzuweisen. Mit ein wenig Glück hätte man mit Hilfe eines Georadars sogar Reste von eventuellen Gartenwegen lokalisieren können.
Die Ergebnisse waren etwas enttäuschend, weil weder Gartenwege noch Gärten entdeckt wurden. Andererseits hat man aber einige Baureste und andere Anomalien gefunden.
Südlich der Klosterkirche wurden die Ergebnisse interessanter. Hier gibt es eine Vertiefung von ca. 2 m, die durch das Gelände in östlich-westlicher Richtung verläuft. Es könnte sich um einen Kanal handeln, den man oft in Zisterzienserklöstern sehen kann. Eine Makrofossilien- und Pollenanalyse von Erdschichten im Kanal könnte interessante Ergebnisse bieten. Leider befindet sich der Kanal auf privatem Gebiet, so dass hier z. Zt. keine Ausgrabungen durchgeführt werden können.
Um Spuren von Gewächsen aus der Klosterzeit zu finden, wurde eine Pollenanalyse in einem nahe gelegenen Sumpf vorgenommen. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass fast keine Veränderungen der Vegetation in der Umgebung während der ersten hundert Jahre nach der Ankunft der Mönche stattgefunden haben. Es wurde allerdings festgestellt, dass ab dem vierzehnten Jahrhundert vermehrt Weizen, Gerste und Hanf angebaut wurde. Die Landschaft im Allgemeinen wurde offener und Anbauflächen und Weiden haben sich bis zur Reformation im sechzehnten Jahrhundert vermehrt. Danach erfolgte ein Rückgang, der bis zum zwanzigsten Jahrhundert mit seinen modernen Anbautechniken andauerte.
Zusammenfassend müssen wir leider feststellen, dass noch keine zuverlässigen Spuren von Anbauflächen aus der Klosterzeit gefunden worden sind.
Dabei muss man aber auch berücksichtigen, dass nur ein kleiner Teil der Klosteranlage untersucht worden ist.
Gleichzeitig haben wir aber neue Erkenntnisse gewonnen, sowohl über die Klosteranlage als auch über die Entwicklung und Veränderung der Landschaft in Nydala in den letzten 900 Jahren.